Wieder vertrauen lernenmit freundlicher Genehmigung
von Psychologie heute
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Der Partner ist von seinem „Ausflug“ in eine andere Welt zurückgekehrt.
Er hat sich nicht für die Andere, den Anderen entschieden, er ist in den
Schoß der Familie, der „alten“ Beziehung zurückgekehrt. Doch wer sich nun
zufrieden zurücklehnt, und glaubt, alles sei wieder beim alten, irrt. Denn
was so oft für den einfachsten Ausweg aus dem Dreieck gehalten wird, kann
sich in der Realität als besonders schwer herausstellen. Worüber sich viele
nämlich nicht bewusst sind: Weit folgenreicher als der sexuelle Treuebruch
für den Treulosen ist fast immer der Verlust des Vertrauens und die unselige
Flucht in das Misstrauen für den Betrogenen.“
Wenn der Betrogene sein Vertrauen zum Partner nicht wiedergewinnen kann,
dann ist das für die Zukunft der Beziehung belastender als die eigentliche
Untreue.
Es genügt also nicht, die Außenbeziehung aufzugeben - aus welchen
Gründen auch immer - , sondern Vertrauen muss neu gewonnen, Misstrauen
abgebaut werden. Dass das gar nicht so einfach ist, weiß jeder, der schon
einmal in einer solchen Situation war. Die gängigen Bewältigungsversuche
stellen sich meist mit der Zeit als wenig hilfreich heraus. Der ehemals
Betrogene neigt dazu, Kontrolle auszuüben, kann es nicht lassen, dem anderen
hinterher zu spionieren. Nach dem Motto: Wer einmal lügt, dem glaubt man
nicht, stellt er alles in Frage, was der andere sagt oder tut. War er am
Abend wirklich mit Kollegen aus? Geht sie am Wochenende wirklich nur zu
Freunden? Der vermeintlich ehemalige Gewinner des „Dreiecks“ wird so
langfristig zum Verlierer und setzt nun seinerseits die Beziehung aufs
Spiel. Wer so tut, als sei er an der Beziehung interessiert, dem anderen
jedoch nicht verzeihen kann, wird selbst zum Betrüger.
Wie aber gewinnt man verlorenes Vertrauen zurück, wie wird Verzeihen
möglich? „Wenn ein Mensch einem anderen verzeihen will, muss er alle
vermeintlichen Vorurteile des Besserseins aufgeben und so werden wie der,
dem verziehen werden soll…Verzeihen stellt die Gleichheit zwischen zwei
Menschen wieder her. Verzeihen ist das Bekenntnis: Ich bin nicht besser als
du. Ich bin mit dir schuldig geworden. Wir sind gleich“, schreibt Rol Grigat.
Schöne Worte, die jedoch schwer umgesetzt werden können, wenn die
Verletzung und Kränkung auch nach der „Versöhnung“ weiter wirken.
Hier kommt dem Partner, der eine Außenbeziehung hatte, eine wichtige
Rolle zu.. Er hat es in der Hand, ob dem „Betrogenen“ ein wirkliches
Verzeihen gelingt, ob dieser sein Vertrauen wieder findet. Was kann also der
„Rückkehrer“ tun, wie kann er dem anderen helfen, ihm wieder zu vertrauen?
„Indem er tut, was er verspricht, und sagt, was er tun wird“, meint
lapidar der Therapeut J. Lee Jagers.
„Wenn June verspricht, um 18 Uhr zu Hause zu sein und erst um 18.45
kommt, dann ist es kein Wunder, wenn die Phantasie ihres Partners
Purzelbäume schlägt. Wenn June dann noch eine Erklärung schuldig bleibt,
wird sie sein Misstrauen noch verstärken. Er wird sich an jene Zeiten
erinnern, zu denen June zunächst im Verborgenen, dann obwohl er es wusste,
sich mit einem anderen traf.“
Die misstrauischen Nachforschungen desjenigen, der die Untreue des
Partners erleben musste, können verurteilt werden; oftmals sind sie jedoch
Hilferufe an den anderen: „Bitte, gib mir keinen Anlass mehr zu Misstrauen.“
Ein anderes Problem in der wieder zu etablierenden Beziehung ist oft,
dass der ehemalige Betrogene Verhaltensweisen des anderen im Lichte des
Erfahrenen fehlinterpretiert. Jagers bringt ein Beispiel: „Wenn June sich
zurückzieht und sehr in sich gekehrt wirkt, dann ist Jack, ihr Partner,
sofort davon überzeugt, dass sie an den ehemaligen Geliebten denkt oder
vielleicht sogar neue Pläne schmiedet, um ihn wieder zu sehen.“
In solchen Fällen ist es hilfreich, dass Jack seine Befürchtungen
ausspricht und June ihm ehrlich die Gründe für ihr Schweigen nennt. Nur so
wird es ihm möglich, das Verhalten von June wieder richtig einschätzen zu
lernen und aufzuhören, seine Befürchtungen auf June zu projizieren.
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Foto: Markus Nicolini
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