Die Geliebte heute und damals

Seite 1 | 2 | 3 | [Werbung]

Brigitte Loga:

Psychotherapie, Homöopathie, Astrologie, ...? Nein, eine Hilfestellung brauche ich nicht, das will ich gar nicht. Ich weiß, was Sache ist und außerdem, dann könnte sich ja etwas in meinem Leben verändern!"

Lieber ertragen sie das Leid, das sie immer wieder einholt - sie, die Geliebten. Es ist wie eine Sucht: Ist er nicht da, dann schmerzen sie die schlimmsten Gedanken, wo er sein könnte, was er gerade macht, mit wem er seine Zeit verbringt. Sie verfallen in eine Lethargie bis hin zur totalen sozialen Isolation, sitzen daheim neben dem Telefon und warten auf irgendein Zeichen von ihm/ihr - nicht selten über viele Jahre. Dann plötzlich, ruft er an oder verabredet sich gar mit seiner Geliebten, blühen sie auf, werden unternehmungslustig, gehen aus sich heraus, machen sich schön, kaufen ein.

Sind sie zusammen, dann geht ihr Herz auf, sie, die Geliebte, die absolut Verständnisvolle für alles, was den Fremdgänger bewegt, einengt, ihm das Leben schwer macht. Sie breiten die Arme aus und nehmen ihn auf, eine Liebe ohne Alltag, konzentriert auf die Minuten oder Stunden eines Wiedersehens. In dieser Zeit werden sämtliche nur möglichen Liebesschwüre abgegeben, Zukunftspläne geschmiedet, wenn ..., der Himmel wird auf die Erde geholt und umgibt dann beide, den Fremdgänger und seine Geliebte, mit rosaroten Wolken. Die Realität, Außenwelt, existiert für die Länge der heimlichen Begegnung nicht

 

Es ist wie eine Sucht: Gehen beide auseinander, zurück in den Alltag, wirkt bei den Geliebten die "Droge der verbotenen Liebe" noch eine Weile nach. Dann plötzlich verfallen sie wieder in ihre Ängste, ihr Leid, ihre Unsicherheit, ihr mangelndes Selbstbewusstsein verbunden mit Zweifel an der Person, Eifersucht, Wut, Trauer, Verlassensein, Einsamkeit, Zukunftszweifel.

Die Geliebten: Laut Statistik aus dem Buch von Debbie Then "Bleiben oder Gehen?" wird in 80 % der Ehen fremdgegangen von einem oder beiden Partnern. Bis zu 25 % aller Scheidungen gehen auf weibliche Untreue zurück, also Frauen (75 %) bleiben demzufolge eher bei ihrem untreuen Ehepartner (Fremdgängern), während Männer dazu nicht bereit sind (doppelte Moral).

49 % der deutschen Männer und 37 % der Frauen waren schon einmal während ihrer Ehe oder in einer festen Partnerschaft untreu.

Bei nur 4 % der außerehelichen Kontakte führt eine Affäre auch zu einer späteren festen Beziehung bzw. Ehe.

Nach zwei Jahren Ehe gehen immerhin 70 % aller Männer fremd. Erstaunlich ist, dass 85 % aller untreuen Ehemänner letztlich bei ihrer Ehefrau bleiben.

Eine vorherrschende Doppelmoral bezüglich Treue und Sexualität, die weibliche Untreue härter bestraft als männliche, bewirkt, dass Frauen eher bereit sind, an ihrem Eheversprechen festzuhalten.

Es scheint eine gesellschaftliche Seuche geworden zu sein in unserer heutigen Zeit, die sich unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit, sowohl der Lüge als auch durch die Wahrung des Scheines einer heilen Welt nach außen ausbreiten konnte.

Hört man sich einmal um, so kennt ein jeder eine männliche oder weibliche Person im Bekanntenkreis oder in der näheren Umgebung, die fremd geht, einen heimlichen Geliebten/eine Geliebte hat. Es wird allerdings nicht öffentlich darüber gesprochen, höchstens hinter vorgehaltener Hand. Und sollte ein Freund den Mut haben, den oder die Betrogene auf die Untreue des Ehepartners anzusprechen, so führt das meist zu Ratschlägen wie "halte durch", "schau über die sexuellen Eskapaden hinweg", "bleib bei ihm/ihr", "so etwas bekommst Du nicht mehr", "das geht vorbei".

Betroffene Frauen und Männer wissen nicht, wohin sie sich wenden sollen und erhalten häufig nur wenig Unterstützung von Freunden, Familie oder aus der Gesellschaft. Die "Eskapaden des Ehepartners" werden totgeschwiegen und ertragen aus falschem Scham gegenüber dem Umfeld, wegen der Kinder, des gemeinsamen Besitzes, finanzieller Abhängigkeit, Angst vor Verlust des Lebensstils, des sozialen Status, gesellschaftlicher Verpflichtungen.

Der Fremdgänger/die Fremdgängerin wird in den meisten Fällen vom eigenen Ehepartner gedeckt und kann sich in Sicherheit wiegen. Und nicht nur das: Er/Sie wird auch gedeckt von seiner/ihrem Geliebten, denn diese erleben ähnliche Regungen wie die betrogenen Ehepartner: Die Geliebten schweigen, verdrängen die Wirklichkeit und ertragen dieses stressbeladene emotionale Versteckspiel aufgrund Liebe und Leid, zumal Untreue von der Gesellschaft nicht anerkannt ist. Sie werden zu Ehebrechern, Sexobjekten abgestempelt. Ihre Erfahrung und Moral hat sie gelehrt, dass die Gesellschaft und nicht zu vergessen die Kirche Untreue bis aufs Schärfste verurteilt. Und sie wollen nicht zu Sündern gemacht werden. Also wird geschwiegen, verheimlicht, gedeckt. Nicht wenige ziehen sich in eine soziale Isolation zurück, zumal dann keine Fragen aus der nächsten Umgebung gestellt werden können, im Sinne von "was der andere nicht weiß, macht ihn nicht heiß".

Seite 1 | 2 | 3 |