Loslassen

wienerin

Was das Zauberwort "Loslassen" betrifft, hab ich so meine Erfahrungen machen - müssen.

Ich stand nach fünf Jahren Beziehung auch einem schweigenden Zombie gegenüber, hatte mich nach Aufflug des Betruges zwar mit aller Konsequenz von ihm getrennt, innerlich hielt ich ihn aber noch heftig umklammert. Gespräche mit ihm waren unmöglich, auch er war in einem komplett verrutschten Zustand.... Alle, die es gut mit mir meinten, haben mir geraten, loszulassen, bis ich das Zauberwort nicht mehr hören konnte. Ich habe sogar Seminare besucht, die sich ausschließlich mit diesem Thema beschäftigten - der Erfolg war, ich konnte alles mögliche loslassen - nur den Zombie nicht.... die heftige Umklammerung hatte sich sogar schon in körperlichen Krämpfen geäußert.....

Ich habe mir dann vor Augen geführt, dass es, bildlich gesprochen, nur einer einzigen "Bewegung" bedarf, das umklammerte Objekt frei zu geben...... Dazu gibt es das Gleichnis vom Affen und der Banane, das Du vielleicht schon kennst:
Ein Affe hat seine Hand in ein Loch gesteckt, das gerade so groß ist, dass seine gestreckte Hand hineinpasst, weil in dem Loch eine Banane ist. Er greift die Banane, indem er die Hand zur Faust macht - und steckt fest. Der Affe zetert, schreit und tobt, will sein begehrtes Objekt nicht loslassen. Nur eine einzige Bewegung trennt ihn von der Freiheit: die Banane loslassen, die Faust öffnen.....

Aaaaaber da ist die Angst: was, wenn es auf der Welt nirgendwo mehr eine Banane gibt, da verreckt man doch lieber mit einer Banane in der Hand, die zwar den Hunger nicht stillt, aber man "sicher" hat.....

Wofür sich der Affe entschieden hat, weiß ich nicht, mir ist jedenfalls klar geworden, dass die ungeheure Angst vor dem Danach, die Angst vor dem Fall ins Bodenlose mich gehindert hat, meine Umklammerung zu lösen.
Also habe ich begonnen, mir "den Landeplatz so gut wie möglich auszupolstern": habe nach dem gesucht, was in meinem Leben verlässlich ist, habe alle mögliche weichen Kissen angeschleppt, und mich hemmungslos meinem größtmöglichen Wohl gewidmet - und schwups, habe ich den Moment des Loslassens gar nicht bemerkt, weil ich offenbar darüber hinausgewachsen bin...... Der verlorene Selbstwert stellt sich nach und nach wieder ein, das Glas ist wieder halbvoll, statt halbleer.

Es haben einige andere Schreiberinnen schon erwähnt:
jetzt bist Du selbst wichtiger, als alles andere....


wienerin

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