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Die Ehefrau informieren

Sollte man die Ehefrau informieren - möchte sie das überhaupt?

Hier eine Antwort von Meer:

Moin,

da erwünscht, mal ein Statement von Betrogenen-Seite aus (unser Betrug ist schon etwas her, ich bin noch/wieder gern mit meinem Mann zusammen):


1.

Grundsätzlich begrüße ich es als Ehefrau, von der Geliebten informiert zu werden - wenn mein Mann das schon nicht schafft. Lieber wäre es mir allemal, von IHM ins Bild gesetzt zu werden, doch falls er zu feige dazu ist ... Soweit also Zustimmung von meiner Seite aus.
Nun das große ABER und hier möchte ich Carissimas Aussage unterstreichen: Ich verbitte es mir ganz entschieden, den Drang mich zu informieren, als Akt der Nächstenliebe und Verkündung der "Wahrheit" verkaufen zu wollen, wenn das TIMING nicht (mehr) stimmt! Will sagen, wenn ich meine Infos erst dann bekomme, wenn die Geliebten-Beziehung kurz vorm Aus steht bzw. bereits im Eimer ist. Die "Wahrheit" ist was Feines - doch wenn sie mir erst um die Ohren fliegt, wenn ihr Überbringer eh nichts mehr zu verlieren hat, nötigt mir das keinen Respekt ab. Der Postillion ist dann wohl weniger im Dienste der Wahrheit unterwegs ... Nein, es muss einfach ein "Ausgleich" geschaffen, die Balance wiederhergestellt werden. Das ist natürlich ein absolut verständliches, aber ganz sicher kein hehres Motiv. Etwas Selbstkritik sollte man aufbringen und genau differenzieren, ob man mit der Wahrheit tatsächlich der Ehefrau einen Gefallen tun will - oder nicht eher nur sich selbst ...

Mir imponiert eine Geliebte, der die Wahrheit WIRKLICH am Herzen liegt. Die mich also zu einem Zeitpunkt informiert, zu dem sie nicht nur mir und meinem Mann eine Wunde beibringt, sondern sich womöglich gleichzeitig ins eigene Fleisch schneidet. Weil die Geliebtenbeziehung noch intakt ist, sie aber trotzdem bewusst in Kauf nimmt, aufzufliegen, ggf in die Wüste geschickt zu werden usw. DAVOR ziehe ich meinen Hut. Eine frühzeitige/rechtzeitige Offenbarung würde mir (auch wenn ich dadurch leiden müsste) Respekt abringen. Hab ich hier und drüben aber ehrlich gesagt fast noch nie lesen können. Die Offenbarungen kommen immer erst in der Agonie einer Geliebtenbeziehung, da kann man die Uhr nach stellen ... Tja, Zeitpunkt verpasst, Thema (= "Wahrheit") verfehlt!

2.

JEDE Beziehung kann grundsätzlich seitensprunggefährdet sein, bitte glaubt doch nicht immer noch das Ammenmärchen, dass aus intakten Ehen nie ausgebrochen wird. Nicht immer liegt nämlich das Motiv für einen ONS, eine Affäre oder mehr darin, dass in der Ehe etwas nicht stimmt. Es gibt genügend Fälle, wo dieses Motiv einzig in der Persönlichkeit des Geigers/der Geigerin selbst begründet ist (z.B. zu geringes Selbstwertgefühl, narzisstische Komponenten usw.) Wenn er/sie ein dickes Problem mit sich selbst hat, kann die Ehe noch so gut laufen - es wird trotzdem irgendwann gegeigt. Natürlich müssen als Argument von Geigerseite aus trotzdem die angeblichen Defizite in der Ehe herhalten. Den meisten Geigern/Geigerinnen halte ich sogar zugute, dass sie überzeugt davon sind, was sie da erzählen ... Weil ihnen nicht klar ist, dass sie selbst das Problem darstellen. Doch auch ein Geiger, der darüber Bescheid weiß, wird ungern zugeben, dass er "nur" fremdgeht, weil er nicht mit sich klarkommt. Diese Tatsache würde die meisten Geliebten wohl eher verstören und abschrecken ...
Als Geliebte hat man anfangs leider keine Chance, zu erkennen, welche Motive es denn nun wirklich sind, die den Geiger tatsächlich umtreiben. Klar kann die Ehe am Ende sein. Aber vielleicht ist der Geiger auch nur peinlichst darauf bedacht, seine ureigensten Motive (nämlich seine persönlichen Defizite) perfekt vor sich selbst und seiner Umwelt zu verschleiern. Um die als Geliebte zu durchschauen, braucht es eine Weile, dann folgt die Ernüchterung. Und von diesen Fällen liest man hier ja wiederum des Öfteren  ...

Lieber Gruß in die Runde
Meer

 

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Foto: Daniel Werner www.aboutpixel.de