Wie man Liebe erhält

von Andersdenkende
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6. Streitet fair

Ihr müsst nicht traurig sein, wenn ihr das Gefühl habt, dass es in eurer Ehe/Beziehung viel Streit gibt. Oft sind es die lebendigsten Beziehungen, in denen viel gestritten wird, Beziehungen, die leidenschaftlich und emotionsgeladen sind, und in die beide Beteiligte viele Gefühle einbringen.
Wichtig ist nur das Wie: Macht aus Mücken keine Elefanten. Werdet nicht pauschal abwertend ("Du machst das IMMER so, IMMER verletzt du mich, IMMER wieder denke ich, du hast mich NIE geliebt..."). Sagt keine Dinge, die ihr später bereuen werdet (keine Beleidigungen, keine Drohungen, keine Verurteilungen des Partners als Ganzes). Konzentriert euch auf das spezielle Problem, sagt, was EUCH daran stört ("Da ist etwas geschehen, was ich nicht in Ordnung finde, es hat mich verletzt."). Wenn ihr das Gefühl habt, ein Streit könnte eskalieren, macht einen ‚Waffenstillstand' und geht für eine Stunde auseinander; das kann so aussehen, dass einer einen Spaziergang macht, während der andere in der Wohnung bleibt, o.ä.. Wenn sich die Gemüter beruhigt haben, ist es meistens möglich, nochmal frisch anzusetzen, ohne dass die Eskalationssituation gegeben ist.
Vergesst auch im Streit nicht, dass ihr euren Partner liebt (verlange ich hier Unmögliches von euch? *lach, nee, ich weiß, es ist schwer, vor allem, wenn sich der Liebste gerade eben mal wieder aufgeführt hat wie ein Riesen-Rhinozeros... aber es geht, und je mehr Übung ihr dabei habt, umso besser geht es).

7. Seht Krisen als Chance

KEINE Ehe, sie kann noch so gut sein, wird 40, 50, 60 Jahre überstehen ohne Krise. Pi mal Daumen (und auf die Erfahrungswerte aus meiner Familie bezogen) würde ich den Durchschnitt bei einem solch langen Eheleben auf mindestens zwei ernsthafte Krisen plus ein paar kleinere Tiefen ansetzen.
Machen wir uns nichts vor, wir können viel theoretisieren, wir wissen alle: In dem Moment, in dem wir in der Krise drinstecken, ist es elend schlimm und tut furchtbar weh - klar, sonst wäre es ja keine Krise. Trotzdem ist es so, dass eine gemeisterte Krise eine ungeheure Chance bedeuten kann, für die eigene Persönlichkeit, wie für die Partnerschaft. Wichtig ist nur, dass man sie zusammen meistert, dass man sich an den Händen fasst und die Hürde gemeinsam nimmt. Wenn einer dabei auf der Strecke bleibt, ist es keine Krise mehr, dann ist es das Ende.
Wenn es aber gemeinsam klappt, wird die Liebe hinterher gereifter und tiefer sein und in eine neue Phase übergehen.
Was meine eigene Situation angeht, so schließe ich selbst es z.B. nicht aus, dass auch mein Mann einmal "schwach" werden könnte, er ist schließlich ebenso wenig immun gegen Geliebte wie ich gegen Geiger. Es kann immer passieren, und keiner ist davor gefeit.
Was ist dann, wenn... - ?
Es wird unendlich weh tun, und ich werde in ein sehr, sehr tiefes Loch fallen. Ich werde weinen und schreien und im ersten Moment glauben, dass ich es nicht überleben werde. Dann werde ich mich leer fühlen, ausgebrannt, so, als habe jemand mein Innerstes geraubt. Ich werde alles in Frage stellen, woran ich jemals geglaubt habe und von dem ich dachte, dass es richtig war.
Und dann...
Dann hoffe ich, dass sowohl mein Mann als auch ich reif genug sein werden, um darüber zu reden. Ich hoffe, dass unser beider Liebe tief und stark genug sein wird, dass wir uns beide erneut füreinander entscheiden und den Bund ein zweites Mal schließen können. Ich hoffe, dass ich genug Größe haben werde, um aus ganzem Herzen zu verzeihen, ihm und ihr. Und ich hoffe, wieder glücklich zu werden mit ihm. ;-)

8. Lasst euch Freiräume

Erstickt eure Partner nicht, weder mit Fürsorge noch mit Kontrolle. Lasst ihnen Luft zum Atmen und Raum zum Wachsen. Gemeinsame Erlebnisse sind toll, eigene aber befruchten die Partnerschaft, halten die Liebe spannend. Wer hin und wieder etwas getrennt unternimmt, Hobbys und Kontakte pflegt, hat sich immer wieder etwas zu erzählen.
Wenn er abends mit seinen Kumpels weg will - gönnt es ihm. Macht ihm keine Szene, werft ihm nicht vor, euch nicht zu lieben, nur weil er euch mal alleine lässt. Nutzt die Zeit lieber für euch, freut euch, dass ihr mal "frei" habt. Schnüffelt ihm nicht hinterher und durchsucht seine Sachen nicht; wenn er es darauf anlegt, euch zu betrügen, schafft er das auch bei aller Kontrolle, es bringt also gar nichts. Verbietet ihm seine Hobbys nicht, und seid nicht eifersüchtig auf seine Familie oder seine Freunde. Klar ist sein Kumpel Berti nervig, die ganze Zeit lacht er blöd rum und reißt schmutzige Witze. Und was die beiden Männer daran finden, sich in den Keller zurückzuziehen, sich bunte Fanschals um den Hals zu hängen und laut grölend vor der Glotze zu hocken, das wird eine kultivierte, vernünftige Frau wohl nie begreifen...
Aber Männe hängt nun mal an Berti und Berti an ihm, also kein Grund, herumzugiften, nur weil es euch nicht passt.
Und, ganz im Vertrauen, sooo übel ist der Berti eigentlich gar nicht... denkt nur mal an letztes Weihnachten, als Männe und die Kinder mit Grippe im Bett lagen, euch alles über den Kopf gewachsen ist, und dann zu allem Überfluss noch der Wasserrohrbruch passierte und es im ganzen Haus kein Wasser mehr gab... kein Handwerker aufzutreiben, weil es kurz vor Weihnachten war... da war es doch Berti, der sofort am selben Tag nach der Arbeit angedüst kam und sogar noch einen Installateur-Kumpel mitgebracht hat, und am selben Abend haben die beiden die Wasserleitung wieder zusammen geklopft und repariert gehabt...
Das sollte man vielleicht auch nicht ganz unerwähnt lassen... ;-)

9. Kultiviert eure Gemeinsamkeiten

Ebenso wichtig wie die Freiräume sind die Gemeinsamkeiten. Erst ein ausgewogenes Miteinander der beiden Aspekte macht die Harmonie einer Ehe aus.
Gut ist es, wenn ihr ein gemeinsames Hobby oder Interesse habt, das ihr zusammen pflegen könnt (bei mir und meinem Mann ist es z.B. das soziale Engagement, außerdem reisen wir beide sehr gern (<--- Studienreisen, immer wieder spannend und hochinteressant, gibt tolle gemeinsame Erlebnisse und Erfahrungen)). Nichts schweißt mehr zusammen als gemeinsames Erleben und schöne Erinnerungen.

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Foto: Dirk Peddinghaus  pixelio.de